Das Publikum erwartet in der Regel klare Ansagen. Deshalb dominieren
so häufig die Bescheidwisser, die selbstsicheren Typen, die von keinem
Zweifel angekränkelt sind und stets wissen, wo es langgeht. Dass die
Welt nicht so gestrickt ist, dass sie in ihrer Komplexität häufig
unberechenbar und immer wieder überraschend ist, kommt in
Politikerstatements, in Wirtschaftsprognosen und Leitartikeln kaum vor.
Dabei wäre gerade das Eingeständnis, selbst nicht alles genau zu
überblicken, der Beweis für echte Glaubwürdigkeit. Das gilt naturgemäß auch für die Klimaforschung, die sich mit einem
besonders komplexen Gegenstand herumschlägt. Sie verblüffte in dieser
Woche mit der Erkenntnis, dass der Klimawandel möglicherweise doch nicht so dramatisch ausfalle wie zum Teil befürchtet. Noch 2009, vor dem Klimagipfel in Kopenhagen,
warnten Forscher: Um bis zu sieben Grad könne sich die Erde bis 2100
erwärmen. Nun zeigt sich: So schlimm wird es wohl doch nicht kommen.